Kapitel 22Die Wahrheit in der Krise

Am 15. September 2008 ging es für die Wirtschaftim freien Fall abwärts.Lehman Brothers Holdings, die im Jahre 1844 als Gemischtwarenladen gegründete Investmentbank, meldete trotz letzter verzweifelter Versuche der US-amerikanischen Notenbank und ihrer Konkurrenten, das scheiternde Institut zu unterstützen, den größten Konkurs in der US-amerikanischen Geschichte an. Zwischen den Meetings zur Vorbereitung einer Vorstandssitzung in Los Angeles Ende jener Woche saß ich in meinem Büro und sah im Fernsehen, wie geschockte Lehman-Beschäftigte langsam einer nach dem anderen mit ihren in Kartons verpackten Habseligkeiten aus den Bürogebäuden herauskamen.

An ebendiesem Tag stimmte das gestandene Brokerhaus Merrill Lynch & Company der Übernahme durch die Bank of America zu, um so dem Schicksal von Lehman zu entgehen. Der weltweit tätige Versicherer AIG verfügte kaum noch über Barmittel und bewegte sich am Rande des Zusammenbruchs, ein Umstand, dessen verheerende Konsequenzen über zig Länder hinweg Wellen schlagen sollten.

Und in Seattle befand sich die Washington Mutual, die heimische Bank des Nordwestens, die voller Stolz erfolgreich zur größten Sparund Darlehenskasse des Landes aufgestiegen war, durch ihr eigenes massives Portfolio von notleidenden, durch Hypotheken gesicherten Vermögenswerten im Krisenzustand.

Nur wenige Menschen, darunter auch ich, erkannten das Ausmaß, in dem die komplexen, riskanten Investitionen, die die weltgrößten Banken getätigt ...

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